Kultur und Beethoven

Die hiesigen Kulturangebote sind heute ein wichtiger Standortfaktor und bilden ein inspirierendes Kraftzentrum für die Stadtgesellschaft. Politik und Verwaltung müssen dafür Sorge tragen, dass auch in Zukunft ein breites, abwechslungsreiches und alle gesellschaftlichen Milieus ansprechendes Angebot im Kulturbereich vorhanden ist, welches Menschen mit verschiedenen Interessen begeistert. Mit der Museumsmeile existiert ein herausragendes Angebot. Dies darf aber nicht dazu führen, dass der städtische Kulturbereich aus dem Fokus gerät. Wir begrüßen daher Formate wie die „Bonner Stadtgartenkonzerte”, für die sich nicht nur Bands und Musiker aller Altersgruppen und mit den verschiedensten Stilrichtungen bewerben können, sondern mit denen kostenlose Musikerlebnisse im Herzen der Stadt für Jung und Alt angeboten werden. Daneben wurde mit der Erweiterung des August-Macke-Hauses in der Nordstadt neben der umfangreichen Macke-Sammlung des Kunstmuseums Bonn der Fokus auf eine große Bonner Persönlichkeit gelegt.

Im Zuge der in Bonn notwendigen Haushaltskonsolidierung muss auch der Kulturbereich unter die Lupe genommen werden. Das städtische Kulturangebot muss sich, wie jeder andere kommunalpolitische Bereich, den Anforderungen einer soliden Haushaltspolitik und damit auch eventuellen Sparanstrengungen stellen. Hier darf es keine Tabus geben, da auch die Hochkultur – wie Oper oder Beethovenorchester – einen Teil der Last schultern muss. Hinsichtlich der Zukunftspläne für die städtischen Theatergebäude, insbesondere der Bonner Oper, muss die Politik eine sorgfältige Abwägung zwischen den möglichen Szenarien vornehmen und ein Ergebnis jenseits einseitiger Interessen und mit Blick auf das gesamte Bonner Stadtgebiet finden. Ein erneutes Desaster wie bei der Beethovenhalle darf sich dabei nicht wiederholen.

Auf der ganzen Welt wird im Jahr 2020 Beethovens 250. Geburtstag gefeiert, wobei das Hauptaugenmerk auf Bonn liegen wird. Das Festprogramm soll Leben und Werk Beethovens authentisch würdigen und das Jubiläum soll die Möglichkeit bieten, seine Musik intensiv zu hören und das Werk Beethovens neu zu entdecken.

Die Beethovenstadt Bonn lebt davon, dass sie von den Bürgern tatkräftig unterstützt wird. Dies verdeutlicht das alljährlich stattfindende Beethovenfest. Gerade jungen Künstlern soll die Möglichkeit gegeben werden, ihr Können unter Beweis zu stellen und die Stadt zum Klingen zu bringen. Wir wünschen uns nicht weniger, sondern mehr Beethoven! Auch hier müssen bei der Debatte um einen Ausgleich des jüngst festgestellten Defizits nach Erörterung der Gründe für die finanzielle Schieflage auch der drohende Imageverlust hinsichtlich des Beethovenjubiläums 2020 berücksichtigt werden.

Das Jubiläum bietet eine einzigartige Gelegenheit für unsere Stadt, ist gleichzeitig aber auch eine große Herausforderung. Für ein erfolgreiches Jubiläumsfest benötigen wir einen geeigneten Rahmen, der auch die Interessen junger Menschen berücksichtigt. Neben den klassischen Veranstaltungen in Konzertsälen sollten auch Formate in das Programm Eingang finden, die ein breites Publikum ansprechen. Das können sowohl Konzerte im Freien – zum Beispiel in der Rheinaue, im Hofgarten oder vor dem Poppelsdorfer Schloss – als auch Veranstaltungen mit Bands der heutigen Zeit sein, auf denen sowohl Stücke Beethovens wie auch Musik der vergangenen Jahrzehnte gespielt wird. Außerdem ist denkbar, ein Format wie die „Klangwellen“ wieder aufleben zu lassen. Im Übrigen müssen – egal welches Format die Veranstaltung hat –  die Eintrittspreise für junge Menschen erschwinglich sein.

 

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